Arnis Aachen Kämpfer 6

Wir über uns

Ende Januar '91 begann das regelmäßige Training der Arnis-Hochschulsportgruppe an der RWTH (Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule) und FH (Fachhochschule) Aachen. Vom Status her sind wir kein eigenständiger Verein, sondern eine von ca. 75 Sportarten des Hochschulsports. Wir ziehen keinen Mitgliedsbeitrag ein und trainieren auch in den allg. Schulferien.

Begonnen hat alles damit, dass ich seit einiger Zeit am JuJutsu Training teilgenommen habe. Der Obmann (Dojoleiter) und Trainer dieser JuJutsu Hochschulgruppe Sven Taszies wollte mich zwar immer wieder überreden, eine Arnis-Gruppe zu gründen, aber ich ganz alleine...? Irgendwann traf ich dann Simone Schlötels auf einem Lehrgang, die kurz zuvor auch nach Aachen gezogen war. Ich erzählte ihr von Sven und wir waren uns einig, dass Aachen in Bezug auf Arnis noch nicht einmal Diaspora war. Etwa eine Woche später stand unser Entschluss fest und wir arbeiteten mit Karsten Lindemann, Claudia Kappel, Frank Wagner, Mike Lutter und anderen von der Arnis-Gruppe an der Kölner Sporthochschule an einem kleinen Showprogramm. Zunächst überzeugten wir damit die Obleute (Betreuer) der anderen Sportarten, so dass wir an der Hochschule Einzug hielten und mit einer erweiterten Darbietung an einem Hochschulsportfest teilnahmen, z.B. mit dem "schwarzen Hai", bei der sich ein Ninja mit weißer Rückenflosse zweimal zu Henri Mancinis "Pink Panther" Musik an eine arme Sonnenanbeterin am Strand anschlich. Nach dem ersten, mit grauen behafteten Angriff, sollte dann der Satz "Mit Arnis wäre das nicht passiert!" wieder die Spannung der Zuschauer für den zweiten Anlauf reanimieren. Ermutigt durch den geringen Weglauf des Publikums nahmen wir dann auch noch an einer Show auf der Hochschulsportwoche in Duisburg teil. Nach intensiven Vorbereitungen hinterließ unsere lange geübte Darbietung (wir hatten 3 Std. vor der Aufführung mit den ersten Proben begonnen) beim Leiter des amtlichen Teils des Aachener Hochschulsports und Herrn unserer Hallen einen Eindruck, der im Rahmen der Geschichtsschönschreibung an dieser Stelle nicht weiter erwähnt werden soll (wir haben's trotzdem überlebt).

Weil es keine Hallenzeiten gab, stellte uns Sven einen JuJutsu-Termin zur Verfügung und Simone und ich begannen als Grüngurte damit, die trainingswilligen Teilnehmer brüderlich/schwesterlich untereinander aufzuteilen. Zu unseren ersten Teilnehmern gehörten unter anderem Frank Despineux, unser heutiger Gelegenheitstrainer und damals schon Blaugurt (was unserem Selbstbewusstsein nur kurz Schaden zufügte) und Jochen Forsthövel, von dem wir inzwischen hoffen, dass er demnächst bei seinem bevorstehenden Aufenthalt in der Slowakei die "Arnis-Hochschulgruppe Aachen Außenstelle Bratislava" oder so ähnlich gründen wird.

Doch zurück zu den Anfängen. Nach einem Brief an die Aachener Lokalzeitung, den wir mit deftigen Schwindeleien gespickt hatten (z.B. "tolle Vorführung auf dem Hochschulsportfest") besuchte uns eine nette Volontrice, die einen ebenso netten und ausführlichen Artikel über uns schrieb. Da der Fotograf aber eine Woche später kam und außerdem die Halle verwechselte, wurde unser Artikel mit zwei Herren im Gi geschmückt. Statt unsere Zukunft damit zu beschließen, uns mit Vorführungen nur selbst vorzuführen, begannen wir (Simone, Sven und ich zusammen mit vielen eifrigen Arnis- und JuJutsu­Leuten) an Lehrgängen zu arbeiten.

Nach langem, allgemeinem Desinteresse an einem neuen AIX... Lehrgang, besuchte ich einen Lehrgang mit Derroll Connelly, den Vera und Georg Janzen in einer Jugendherberge organisiert hatten. Die tolle Atmosphäre ermutigte mich dann im späteren Verlauf des Abends, Derroll einzuladen. Am nächsten Tag erkannte ich dann, was ich mir da eingebrockt hatte. Aber was soll's Georg hilft und schließlich ist es dann auch egal, ob man einen Trainer oder ein halbes Dutzend einlädt. Wieder zu Hause hielt die Freude aber nicht lange, denn unsere denkmalgeschützte Halle hatte ihre Weihnachtsüberraschung noch nicht abgeliefert: Nach Jahren des Trainings ohne Dusche und WC hatten eifrige Dacharbeiter die Notwendigkeit des Kamins falsch eingeschätzt und deshalb zugemauert. Bei öffentlichen Bauten geschieht das natürlich immer im Winter, aber nach Monaten des Frierens wurde ein Notkamin gelegt. Eine Woche nach dem Lehrgang mit Derroll führte das jedoch zu einem Brandschaden sowie zur erneuten Schließung der Halle und niemand glaubte an eine Reparatur innerhalb der nächsten Monate. Unser einziger Termin war weg, weder Hochschule, Stadtsportamt oder Studentenwerk konnten oder wollten uns eine Halle zur Verfügung stellen und auch Simone erreichte in Ihrem Postsportverein nichts. Eine Arnisgruppe die es nicht gibt, veranstaltet Lehrgänge? Drei Jahre Arbeit und dann ist plötzlich alles aus? Letzte Hoffnung war Monika Roos und ihre Beziehungen durch ihren BudoShop. Nach einigen Telefongesprächen und eine ½ Stunde später war alles klar: Wir konnten in Salihs WT und Escrima Schule trainieren. Es hat uns nichts gekostet, und dass unsere Hochschulhalle nach drei Wochen wieder offen war, hatte vorher niemand gehofft. Das Ganze hat uns dennoch einiges gebracht: Neue Freunde und interessante Trainer für den AIXKURS '94 damit am 21./22.05.94 in Aachen wieder der Bär steppt...

Ralf Pfeifer Ralf Pfeifer, ca. 1994
Obmann Arnis-HSG Aachen 1991-1996
www.arsmartialis.com
www.arstechnica.de

Das Schicksal und Problem einer Hochschulsportgruppe ist einfach der krasse Schwund, der sich manchmal bemerkbar macht. Studenten studieren langsamer oder auch schneller und zum Glück ist das hier in Aachen doch oft länger. Aber nichtsdestotrotz musste uns das Schicksal ereilen, dass der derzeitige Obmann und Trainer doch noch sein Diplom erhalten hat. Wir hatten das Glück, lange unter ihm zu liegen, äh... leiden. Zu dem Zeitpunkt hatte ich gerade erst mit dem Arnistraining begonnen. Aber da ja einer den Job als Obmann übernehmen musste, wurde ich dann Obmann und Pass-Stelle in einer Person.

Zu diesem Zeitpunkt war unsere einzige Trainingsmöglichkeit die Couvenhalle. Eine historische Halle, und das Ambiente war perfekt für das Arnistraining geeignet: Parkettboden, keine Heizung und keine Sanitäranlagen. Also perfekt für die Harten (inzwischen sind die Sanitäranlagen renoviert). Ich konnte für die Gruppe bis heute noch drei weitere Trainingszeiten organisieren, um unserem Drang nach Spiel, Spaß und Spannung gerecht zu werden. Ende 1997 meinten wir, man könnte ja mal bei einem Hochschulsportfest auftreten. Gesagt, getan und Ende Januar 1998 war es dann soweit, nach einer vollkommen verpatzten Generalprobe. Echt alles war schief gelaufen. Dafür war der Auftritt ein voller Erfolg und wir hoffen, die Leute irgendwann mal wieder zu amüsieren und zu schocken.

Philipp Hammer Philipp Hammer, ca. 1999
Obmann Arnis-HSG Aachen 1996-2004
www.juramentado.de

Mit dem Ende des Sommersemesters 2006 müssen wir leider Abschied von unserer heiß geliebten Couvenhalle nehmen. Sie wird im Rahmen der Exzellenzinitiative an der RWTH Aachen umgebaut und wird in Zukunft Lernräume beherbergen. Über den Sinn dieser Maßnahme lässt sich sicherlich streiten, aber das ist an anderer Stelle schon zur Genüge geschehen. Das Hochschulsportzentrum hat sich jedenfalls ins Zeug gelegt und zur Aufrechterhaltung des Sportbetriebs ein Festzelt mit Sportboden organisiert. Diese "Übergangslösung" ist für ca. 2,5 Jahre gedacht, dann sollte im Idealfall am Königshügel ein neuer Hallenkomplex entstehen. Die Zeit wird es zeigen, bemühen wir uns solange um Optimismus!
Wir werden die Couvenhalle, die von Anfang an die Halle der Arnisgruppe war, die uns erst so hart gemacht hat wie wir sind (der Winter ohne Heizung!), sehr vermissen! Damit der Verlust nicht so schmerzlich ist, habe ich ein paar Fotos gemacht, so könnt Ihr Euch bei Bedarf ein Stück der guten alten Couvenhalle nach Hause holen. ;-)

Michael Diederichs Michael Diederichs, 2006
Obmann Arnis-HSG Aachen 2004-2009
www.arnis-aachen.de